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Tipps & Tricks

Zero Waste Grillen – because there is no “Planet B”

Sag nein zu unnötigem Müll – besonders in der Grillsaison. Keine müllgespickten Wiesen, keine überfüllten, brennenden Müllcontainer und auch kein unnötiger Biomüll. Wie du Müll in der Grillsaison vermeiden kannst – Rezepte und nützliche Zero-Waste-Hacks.

Leonie
Leonie, Redaktion

Wer bei strahlendem Sonnenschein gemütlich durch die Parkanlage in der Nachbarschaft schlendert, stößt oftmals auf ein Bild der Vermüllung. Überfüllte Müllcontainer, brennende, kohlegefüllte Abfalleimer und Rest- und Verpackungsmüll, der sich bunt gespickt auf weiter Flur der begrünten Wiesen verteilt, als habe er eine wohltuende Düngefunktion.

Ich kann nur aus meiner Perspektive sprechen: Mein Herz blutet bei so einem Anblick immer wieder ein bisschen mehr. Klar, wir müssen nicht darüber sprechen, dass jeder von uns generell schon viel zu viel Müll produziert. Das Umweltbundesamt spricht von rund 72 Kilogramm Abfall in Deutschland pro Kopf – reiner Verpackungsmüll und alles, was im Gelben Sack landet. Oder landen sollte. Tendenz? In Zeiten einer noch immer andauernden globalen Pandemie mit ihrem Onlineshopping-Boost sicherlich nicht sinkend.

In meinen Augen trägt das alljährliche BBQ-Vergnügen maßgeblich zur erhöhten Müllproduktion bei: Grillgut aus dem Supermarkt landet einzeln in Plastik verpackt im Einkaufswagen. Für das Grillgelage im Park greift man zu Einweggrills statt in einen mobilen Mini-Grill zu investieren – an gefühlt 13 aufeinander folgenden Wochenenden.

Grillgemüse, Feta und Halloumi wandern in Alufolienschiffchen auf den Rost. Holzkohle enthält nicht nur den charakteristischen Rauchgeschmack, sondern auch eine Menge belastender Giftstoffe. Und anstatt einmal kurz Geschirr zu schrubben, nehmen wir den bequemen Weg mit Papptellern und Plastikgeschirr. Was bleibt? Wahrscheinlich prall gefüllte Bäuchlein – aber eine enorme Menge an vermeidbarem Müll.

Die Betonung liegt auf dem Zusatz „vermeidbar“. Wie „vermeiden“ geht? Einfacher, als du denkst. Ich zeige dir hier, wie du Bienenwachstücher als Frischhaltefolienersatz selber machst, Grillanzünder nicht mehr länger in plastikverpackten Einzelportionen einsetzen musst, Bio-Spülmittel für den Parkbesuch ganz einfach selbst zusammenrührst und die Alufolie als Grillgemüse-Support endlich aus deinem Leben verbannst.

Und nicht nur das: Denn auch Restmüll ist Müll. In der Vorbereitungsküche für die Grillparty landen Haufen an Abfällen auf dem Komposthaufen oder im Abfluss. Auch das: vermeidbar! Deshalb habe ich noch ein paar leckere Rezepte für dich zusammengetragen, mit denen du deine Restmüllproduktion senkst – und gleichzeitig richtig schlemmen kannst.

Zero Waste Hacks – Tipps zur Müllvermeidung beim Grillen

Grillgelage bergen so manch eine Müllfalle, die mit ein paar wenigen, bastlerischen Handgriffen ganz einfach umschifft werden kann. Verabschiede dich von Einwegmüll wie Alu- oder Frischhaltefolie, streiche Einweggeschirr von der Einkaufsliste und mach doch einfach mal deinen Grillanzünder selbst – aus Haushaltsresten. Ein paar Hacks und schon ist die Müllproduktion bei der nächsten Grillparty reduziert. Die Anleitungen gibt’s hier:

Alufolie – das Dorn im Auge jedes Zero-Waste-Verfechters. Oft genutzt als „Frischhalter“ von Angeschnittenem oder als Pfännchen für Gemüse, Käse und Co. geformt. Die Lösung für die Vermüllung: Do It Yourself!

Bienenwachstücher selber machen

Bienenwachstücher haben nichts mit Bienen zu tun und sind eine nützliche Alternative zu Frischhaltefolie, Alufolie und Tüten. Einfach die wachsgetränkten Tücher nutzen, um Frischzuhaltendes einzuwickeln und einen nennenswerten Beitrag zur Reduzierung der Müllberge zu leisten.

Obst, Gemüse, Lebensmittel in Schüsseln oder auch angeschnittenes Brot – mit Bienenwachstüchern, der Frischhaltefolie aus natürlichen Materialien, hältst du alles frisch und minimierst nicht nur die Plastikverschmutzung, sondern auch das unnötige Wegwerfen von eigentlich noch genießbaren Lebensmitteln.

Zutaten für selbstgemachte Bienenwachstücher
Bienenwachstücher als nachhaltige Alternative zu Plastikfolie

Alles, was du brauchst: Bienenwachspastillen, Stoffreste (z. B. Baumwolle oder Leinen), Olivenöl, Backofen, Backpapier, Backblech, Pinsel.

  1. Heize deinen Backofen vor (Ober-/Unterhitze: 85 °C). Schneide oder reiße deine Stoffreste in die gewünschte Größe der späteren Bienenwachstücher.
  2. Lege dein Backblech mit Backpapier aus, breite deine Stoffreste auf dem Blech aus und streiche den Stoff auf der Oberseite mit etwas Olivenöl ein.
  3. Verteile die Bienenwachspastillen auf dem Tuch und schiebe das Blech in den vorgeheizten Ofen, bis die Pastillen geschmolzen sind.
  4. Nimm das Blech aus dem Ofen, verstreiche das Wachs mit einem Pinsel auf dem Tuch und hänge dein noch warmes Bienenwachstuch zum Trocknen auf, bis das Wachs gehärtet ist.
  5. Wenn dein Wachs sich nicht gleichmäßig verteilen ließ, kannst du noch einmal nachbessern: Einfach das Tuch zwischen zwei Backpapieren ausbügeln und nochmals härten lassen.

Kohlrabiblätter statt Alufolie

Ein ultimativer Zero-Waste-Hack: Wer braucht schon Alufolie, wenn man Kohlrabiblätter hat? Wenn du deine Kohlrabiknollen zum Beispiel für unsere gegrillten Kohlrabispieße zubereitet hast und die großen, feinen Blätter der Knollen auf dem Biomüll-Haufen thronen, dann hol sie sofort vom Haufen!

Gefüllte Kohlrabiblätter vom Grill
Kohlrabirouladen sind die Wirsingrouladen des Sommers!

Anstatt, dass du dein Grillgemüse auf Alufolie auf den Grill packst, kannst du nämlich Kohlrabiblätter als Grillunterlage für Pilze, Paprikaschoten, Spargel und Co. nutzen. Zwar verbrennen deine Kohlrabiblätter dann, sie wandern allerdings erst komplett verwertet auf den Biomüll und du sparst dir die Alufolie.

Grillanzünder selber machen

Grillanzünder landet meist im riesigen Sommervorteilspack im Einkaufskorb, stark verpackt und mit unnötig vielen Chemikalien wie Paraffin, Kerosin und Petroleum als wirkungsvolle Brandbeschleuniger. Aber: Psst! Deinen Grillanzünder kannst du einfach selber machen – mit wenigen Zutaten aus dem Hausmüll und noch weniger Aufwand.

Selbstgemachter Grillanzünder aus Eierkartons
Zero-Waste-Grillen beginnt schon beim Grillanzünder

Alles, was du brauchst: alte Eierkartons, Stroh oder Holzwolle, etwas altes Kerzenwachs, Topf, Herd.

  1. Für deinen DIY-Grillanzünder nutze einen alten Eierkarton als „Form“.
  2. Fülle die einzelnen Waben deines Eierkartons mit etwas Stroh, das du zu kleinen „Bällen“ geformt hast.
  3. In der Zwischenzeit schmilzt du etwas altes Kerzenwachs aus fast abgebrannten Kerzen deines letzten Candlelight-Dinners und gießt etwas Wachs auf die Strohbälle.
  4. Lass im Anschluss die kleinen bewachsten Strohbällchen auskühlen und reiße den Eierkartons in kleine Stücke.
  5. Für den Grill reicht nur einer dieser kleinen Feuerteufel. Den Rest kannst du trocken in einem verschließbaren Gefäß bis zur nächsten Grillparty aufbewahren.

Spülmittel selber machen

Wer im Park grillt, der greift immer noch zu Papptellern und Plastikgeschirr. Warum eigentlich? Klar, einfacher zu schleppen ist es, aber so richtig schön leider auch nicht. Oder? Ich nehme dann doch lieber richtiges Geschirr mit, für die echten Sommer-Vibes. Einweggeschirr? Brauche ich nicht mehr.

Bevor ich gehe, spüle ich einfach mein Geschirr ab – mit DIY-Spülmittel. Hinterlässt keine Spuren, weder in der Grill-Area noch in meinem Picknickkorb. Das Beste: Das selbstgemachte Spülmittel meines Vertrauens ist sogar biologisch abbaubar.​

Zutaten für selbstgemachtes Spülmittel
DIY-Spüli – da freut sich auch die Umwelt

Alles, was du brauchst: geriebene Kernseife ohne Palmöl, Natron, Wasser, optional: naturreine ätherische Öle.

  1. Fülle etwa 500 ml Wasser in einen Topf und bringe es zum Kochen.
  2. Nimm den Topf vom Herd und rühre etwa 10 g Kernseifeflocken mit einem Schneebesen unter, bis sich die Seifenflocken gelöst haben.
  3. Lass deine Mischung vollständig auskühlen.
  4. Rühre 3 TL Natron und nach Belieben ein paar Tropfen eines ätherischen Öls deiner Wahl unter.
  5. Fülle dein Spülmittel in eine Flasche ab und putz drauf los!​

Zero Waste Rezepte – Resteverwertung beim Grillen

Dem „Drum-herum-Müll“ rund um Verpackung, Einwegplastik und Co. sind wir nun – zumindest ein wenig – an den Kragen gegangen. Zeit, auch ein Zeichen gegen unnötige Lebensmittelverschwendung zu setzen! Möhrenschalen, Aquafaba, Kohlrabiblätter, Bananenschalen, Radieschenblätter und Spargelschalen – wir zeigen pfiffige Rezepte, damit in Zukunft möglichst weniger Lebensmittel ungenutzt im Müll landen:

Gefüllte Kohlrabiblätter vom Grill

Gefüllte Kohlrabiblätter vom Grill

Kohlrabiblätter sind nicht nur gut als Alufolienersatz, sondern auch als blättrige Alternative zu Alu, etwa für Gemüsepäckchen vom Grill. Die Kohlrabiblätter werden dazu mit Gemüse und Feta und jeder Menge Kräutern befüllt, eingeschlagen und auf indirekter Hitze auf dem Grillrost gar gegrillt. Wirsingroulade? Ich esse lieber gegrillte Kohlrabiblattpäckchen!

Veganer Pulled Pork Burger aus Bananenschalen

Veganer Pulled Pork Burger aus Bananenschalen

Pulled Pork – einer der absoluten Klassiker unter den Burgerbelägen. Und auch hier gibt es fleischlose Alternativen, die zum Schnabulieren einladen – zum Beispiel aus Jackfruit. Oder aus etwas, was man vielleicht auf den ersten Blick nicht zwingend zwischen zwei Burgerhälften legen würde: Bananenschalen. Ja, richtig gelesen.

Die Bananenschalen lassen sich würzig mit BBQ-Sauce und jeder Menge Gewürzen einkochen. Dafür einfach mit einem Löffel die weiße Schale auskratzen und die Überreste der Schale mit einer Gabel in Fetzen reißen. Burger nach Gusto belegen und servieren. Wir dichten mal eben um: „Theo, mach mir einen Bananenburger“.​

Radieschenblätter-Pesto im Glas mit Schraubdeckel neben Parmesanhobeln.

Radieschenblätter-Pesto

Wetten, du schmeißt dein Radieschengrün auch immer weg? Muss nicht sein, denn aus diesem Grün lässt sich – genau wie aus frischem Möhrengrün – ein grünes Pesto zaubern. Ein paar geröstete Nüsse, gutes Olivenöl und eine ordentliche Menge Parmesan dazu – et voilà! Der Brotaufstrich oder die Pastasauce ist nach ein paar Umdrehungen im Mixer ready to serve.

Spargelcremesuppe in einer Suppenschüssel mit Löffel und Petersilie von oben

Spargelcremesuppe aus Spargelschalen

Auch Spargelschalen sollten nicht länger in der Tonne landen – sondern in deinem Suppentopf. Wer, wie ich, gerne das grüne und weiße Stangengemüse auf dem Grill garen lässt, der hat sicherlich auch schon einmal Spargel in der Vorbereitung geschält. Mein Tipp: Schalen nehmen, Sud aus Enden und Schalen kochen und genießen – auch als frühlingshafte Vorspeise zum Auftakt der Grillsaison geeignet.

Vegane Mayonnaise aus Kichererbsenwasser

Vegane Mayonnaise aus Kichererbsenwasser

In den meisten Rezepten, die Kichererbsen aus der Dose verwenden (z. B. würziger Hummus, liest man: „Kichererbsen über einem Sieb abgießen.“ Was man nicht liest: Kichererbsenwasser auffangen und Mayonnaise daraus zaubern. Klingt wie ein Märchen? Ist es nicht. Die Mayonnaise kannst du ganz easy aus Aquafaba (so wird das Abgießwasser von Hülsenfrüchten genannt) anrühren – das Endresultat ist sogar vegan. Mit etwas Senf und Essig und jeder Menge Öl wird diese Mischung im Nu zum leckeren Dip für dein Gemüse oder deine Kartoffelecken vom Grill.

Tipp: Wie du Aquafaba als Ei-Ersatz beim veganen Backen verwenden kannst, liest du hier.

Möhrenchips

Chips aus Möhrenschalen

Was wäre ein Grillbuffet ohne Cole Slaw oder schnellen Möhrensalat? Genau: irgendwie nicht vollständig. Und wer diese beiden Klassiker zum Grillen schon einmal selbst gemacht hat, der wird es kennen: Möhrenschalen. Überall. Der normale, nächste Schritt: Ab mit den Schalen in den Biomüll. Ich sage: STOP! Aus Möhrenschalen lassen sich nämlich noch leckere Chips zaubern. Ganz entspannt, der Grill brutzelt und die Möhrenchips backen mit etwas Olivenöl beträufelt im Ofen – zum Beispiel als Late-Evening-Snack. Gib Möhrenschalen noch ne Chance!

Noch mehr Zero-Waste-Tricks gefällig? Wir haben hier noch eine Menge Tipps für alle, die von einem müllreduzierten Picknick an der frischen Luft träumen – ganz ohne Plastik.

Bock auf mehr?

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