Das ehemalige Armen-Gemüse Radicchio hat eine steile Karriere hinter sich: Im 16. Jahrhundert von den damaligen „Snobs“ als Gemüse für die Armen und Tiernahrung bezeichnet, ist es heute ein z. T. teures Gourmet-Produkt, das es sogar in die Liga der Produkte mit Ursprungsbezeichnung geschafft hat – dazu aber später mehr.
Radicchio gehört zu den Zichorien, zu denen auch die Endivie und der Chicorée zählen. Die Nutzpflanze wird als Salat oder Blattgemüse verwendet und zeichnet sich durch seine pink- bis lilafarbigen Blätter mit weißen Rippen sowie die runde oder längliche Form aus.
Herkunft und Erntezeit von Radicchio
Von Norditalien aus hat der Radicchio (fast) die ganze Welt erobert. Ursprünglich wurde das lila Blattgemüse rund um Verona, Treviso und Trient angebaut – dort liegt übrigens auch heute noch das Mekka der Radicchio-Community. Der Radicchio di Treviso I.G.P. (indicazione geografica protetta = geschützte geografische Angabe) und der Radicchio di Verona I.G.P. sind sogar durch ein Qualitätssiegel ausgezeichnet und somit geschützt.
Funfact: Die satte, dunkellila Farbe des Radicchio gab es nicht immer. Ein genialer Hack eines belgischen Gärtners führt bis heute dazu, dass sich die Farbe des Radicchio intensiviert und er nicht grün, sondern pink oder lila ist – ohne Genmanipulation. Durch die sogenannte „Bleichtechnik“, bei der die Wurzeln komplett im Dunkeln wachsen, werden die Rippen weiß und die Blätter des Radicchio dunkellila.
Haupterntezeit für Radicchio ist der Herbst, ab August, bis in die späten Wintermonate Januar und Februar. Der milde, feuchte Herbst und Winter Norditaliens bringt den leckersten Radicchio hervor. Je nach Sorte kann die Saison variieren und selbst hierzulande bereits im Mai beginnen.
Radicchio-Sorten
Die bekanntesten Radicchio-Sorten sind:
Radicchio rosso (di Treviso I.G.P./di Chioggia I.G.P.): der „precoce” (frühreife) Radicchio rosso di Treviso ist bereits ab September im Handel erhältlich, den „tardivo“ (späten) Radicchio rosso di Treviso gibt es bis April/Mai. Der Radicchio rosso di Treviso zeichnet sich durch seine roten, länglichen Blätter aus, während der Radicchio rosso di Chioggia die typische runde Form hat. Beide schmecken leicht bitter und besonders knackig. Der Radicchio rosso di Treviso wird in Italien am liebsten überbacken – al forno, mit Käse wie Mozzarella zum Beispiel!
Radicchio di Verona: Den Radicchio aus Verona erkennt man an seiner länglichen Form und seinen dunklen Blättern. Die weißen Rippen schmecken leicht süßlich, während die Blätter sehr bitter sind. Das gute Stück gibt’s ab Oktober zu kaufen.
Variegata di Luisa: Ein bunter Radicchio mit hellgrünen Köpfen – durch die helle Farbe schmeckt er milder und weniger bitter als sein dunkelroter Verwandter. Perfekt für Salate!
Radicchio variegato di Castelfranco I.G.P.: Ist der nicht hübsch? Der helle, grüne Radicchio aus Castelfranco in der Nähe von Verona mit den dunkelroten Sprenkeln ist nicht nur ein Gaumenschmaus, auch optisch macht er was her. Mild, mit einer leicht bitteren Note eignet er sich ebenfalls super für Salate und zum Rohverzehr.