Darf’s noch n Likörchen sein? Das klingt nach Oma wie sie leibt und lebt. Früher habe ich das belächelt, aber jetzt komme ich in ein Alter, in dem sich der Likörchen-Lifestyle langsam aber sicher durchsetzt. Und das nicht nur an Ostern. Eierlikör und ich, das war nicht immer eine einfache Beziehung. Ich fand die Vorstellung von so viel Ei einfach unsexy, von der Farbe mal ganz zu schweigen. Dann kam die Wende und aus Hass wurde Liebe. Wie kam es dazu? Tja, alles fing mit einer Freundin der Familie an, die grundsätzlich nur mit ihrem Thermomix angereist ist. Mal ehrlich, was kann der Thermomix, was wir nicht können? Die Antwort bekam ich schnell: geilen, frischen Eierlikör! Eine Liebe war geboren.
Wer Eierlikör für ein Frauen-Getränk hält ist kein Sexist – tatsächlich sind rund 80 % der Genießer weiblich. Außerdem ist Eierlikör nicht nur ein leckerer Genuss zwischendurch, er verpasst Kuchen, Torten und Desserts auch den richtigen Schwipps. Der Vorläufer von Eierlikör war ein Getränk der Ureinwohner im Amazonas auf Basis von Avocado. Die europäischen Eroberer verfeinerten es mit Rum und Rohrzucker und nannten es „Advocaat“. Zu dieser Zeit war Avocado in Europa kaum zu finden, weswegen das Fruchtfleisch der Avocado durch Eigelb ersetzt wurde. Et voilà: Der Eierlikör war geboren.
Der industrielle Eierlikör hat mit dem Getränk von damals nicht mehr viel gemeinsam. Heute ist die Herstellung ist reglementiert. Aber nur so lässt sich die Sicherheit der Eierlikör-Fans gewährleisten.