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Kolumne

Von vier Tagen Ballermann und drei Tagen Saftkur

​Was man nach einem verlängerten Wochenende am Ballermann macht? Genau, 3 Tage lang nur Saft trinken! Schnapsidee mal anders: FOODBOOM-Redakteurin Alisa berichtet über ihre Erfahrungen mit einer Saftkur.

Alisa
Alisa, Redaktion

Die Vorstellung meiner vier engsten Freundinnen und mir war ungefähr diese: Wir verbringen ein ganz entspanntes, verlängertes Wochenende auf Mallorca. Die Insel wird doch eh total unterschätzt. Wir mieten uns ein Auto, erkunden tagsüber kleine Buchten und trinken am Abend spanischen Vino auf der Veranda unserer romantischen Finka – mitten in der Pampa. Der berüchtigte Ballermann? Nah, der ist nichts für uns.

Was dann passierte lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Kaum in der Ankunftshalle vom Flughafen Palma angekommen, dröhnt aus kleinen Musik-Boxen: „Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!“ Und wir so: „Na gut, scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!“

Nach vier wilden Tagen mit unzähligen Drinks, durchtanzten Nächten, viel zu wenig Schlaf und Nachos zum Frühstück schreit mein Körper: „Was machst du mit mir? Und wer zum Teufel trinkt denn heute noch Tequilashots?“ – Ach komm, wir reden, wenn wir wieder zuhause sind.

Zurück in Hamburg ruft nach dem Wochenende – wie soll es auch sonst sein – die Arbeit. Wie gerne würde ich den Tiefen meines Schreibtischstuhls ein Schläfchen einlegen. Stattdessen hänge ich am Montagmorgen mühselig Buchstaben hinter Buchstaben bis ich einen semi-guten Text vor mir habe. Nebenbei suche ich in einem neuen Browser verzweifelt nach einem Allheilmittel gegen meine Post-Malle-Erschöpfung. Mein Körper braucht eine Generalüberholung.

Im Internet suchen kann ich. Und natürlich schmeißt Google mit Vorschlägen zum Thema Entgiftung nur so um sich. Schnapsidee mal anders entscheide ich mich wenige Minuten später – vielleicht waren es auch mehrere Stunden – für eine 3-tägige Saftkur. Das Coole: Meine Begeisterung ist ansteckend und meine Kollegin Nele, ebenfalls gezeichnet von den letzten Wochen(enden), will mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Sprich: Sie trinkt mit mir - keinen spanischen Vino auf der Veranda einer romantischen Finka. Sondern literweise Saft!   

Nach vier Tagen Malle folgen also drei Tage Saftkur!

Was ich mir von dem Drei-Tages-Trip der anderen Sorte erhoffe? Neue Gehirnzellen sind wohl utopisch, aber die Vitamine, Nährstoffe und Enzyme in kaltgepressten Säften verleihen mir hoffentlich neue Energie. Und der kurzzeitige Verzicht auf Tequilashots und Nachos gleicht möglicherweise einem Reset-Button.

Bitte verurteilt mich nicht. Oder verurteilt mich doch. Ich kann es verstehen. Schließlich habe ich gerade wirklich 18 Säfte bestellt, die mich in den nächsten Tagen satt machen sollen. Die auserwählte Saftkur ist der Starter Cleanse von Frank Juice. Warum Frank Juice? Um ehrlich zu sein in allererster Linie, weil die Flaschen halbe Liter – und nicht wie bei anderen Anbietern 300 Milliliter – beinhalten. Die Angst vor Hunger ist groß.

Disclaimer: Jetzt folgt ein Tagebuch, das ich während meiner heiligen 3-Tageskur aka die volle Dröhnung Vitamine geführt habe. Etwaige Fehler aufgrund von Kaumangel seien mir verziehen.

Tag 1. Ich habe den Montag und den Dienstag nach dem verlängerten Malle-Abrisswochenende glanzvoll hinter mich gebracht. Meine Schlafreserven sind aufgefüllt und beim Sport war ich auch. Go me! Am Mittwochmorgen wird das Paket mit den Säften direkt ins Büro geliefert – pünktlich um 9:30. Was mich stört? Die Plastikflaschen und die mitgelieferten Strohhalme. Was ich am Ende der drei Tage damit mache, muss ich mir noch überlegen.

Was mir gut gefällt? Der erste Saft mit Apfel, Gurke, Spinat, Sellerie, Petersilie, Ingwer, Grünkohl und Zitrone. Klingt ziemlich gesund und schmeckt ziemlich lecker! Nach zwei Stunden ist es Zeit für den zweiten Saft: Ananas, Apfel, Minze. Und wieder zwei Stunden später folgt der dritte. Und so weiter. Trotz literweise Saft empfinde ich unglaublich viel Durst und trinke nebenbei jede Menge Wasser und Tee.

Um 16:23 gucke ich auf die Uhr und habe dann doch einen Durchhänger. Ein bisschen benebelt lege ich mich ein paar Minuten unter meinen Schreibtisch. Bis mein Kollege Claudius reinkommt und mich auslacht. Ich lache einfach mit. Was soll ich auch anderes tun?  

Der zweite Durchhänger kommt am Abend auf. Und ich taufe ihn auf den Namen Futterneid. Denn während meine Freundinnen mit ihren Falafel auf dem Bordstein hocken, trinke ich meinen letzten Saft des Tages – oder eher meine Milch. Mit meiner süßen Cashewmilch fühle ich mich ein bisschen wie ein Baby. Ein Feierabendbier? Voll lieb, danke! Aber Nein. Danke, ich hab’ ja Milch. Manno!

Tag 2. Überraschenderweise habe ich geschlafen wie ein Stein. Meine Laune ist gut und als ich ins Büro komme, stiefelt Nele schon fröhlich mit ihrem Vorrat an Säften Richtung Kühlschrank. Placebo-Effekt, ja oder nein?! Ich steigere mich ja gerne in Dinge hinein. Der Vormittag verläuft dann wieder unspektakulär. Ich hangle mich von Saft zu Saft und meine Konzentration dabei ist ziemlich hoch. Etwaige Tagträume begrenzen sich auf Brot mit Avocado. Klar, ein bisschen Hunger habe ich auch.

Am Abend treffe ich mich mit meiner Freundin zum Spazierengehen. Während wir normalerweise für eine Kugel Pistazie-Schoko und eine Kugel Zitrone-Basilikum zu unserem Lieblingseisladen nach St. Pauli gelaufen wären, legen wir uns nach ein paar Metern in die Abendsonne. Ich fühl mich schlapp. Zitat meiner Freundin: „Ich bin froh, wenn das vorbei ist. Das beeinflusst auch mein Leben.“ Ja, frag mich mal.

Tag 3. Am Morgen habe ich wieder extrem viel Energie. Und richtig ausgeschlafen freue ich mich sogar auf den ersten Saft des letzten Tages. Und auf den zweiten. Beim dritten Saft träume ich dann schon wieder von der Avocado-Stulle – heute auch noch mit extra Hummus. Als mich am Nachmittag wieder ein Tief einholt, kann ich mein erstes Essen dann doch kaum erwarten. (Brot mit Avocado, Brot mit Avocado, Brot mit Avocado! Klingt fast wie ein Gedicht.)

Was dann passiert? Mein Sozialleben kommt meiner Saftkur in die Quere. Oder die Saftkur meinem Sozialleben. Wie man es sieht. Also was tun, wenn man eine Saftkur macht und am Freitagabend eine Reservierung beim Italiener hat? Genau, tagsüber noch Säfte durch den (Metall-)Strohhalm ziehen und abends wieder mit einem steilen Köpper ins normale Leben eintauchen und Pizza (okay, also doch kein Brot mit Avocado) essen. Sorry, das musste sein!

Fazit: Die Pizza am Freitagabend war ein kleiner Ausreißer, denn in den Tagen nach der Saftkur hatte ich tatsächlich viel mehr Lust auf frisches Obst und Gemüse. Würde ich es nochmal machen? Irgendwie ja.

Die Antwort auf die Frage aller Fragen: Alisa, wie viel hast du abgenommen? Mindestens 14,8 Kilogramm. MINDESTENS! Kein Wasser, nur Fett! Ich bin so schlank wie noch nie. Nein, tatsächlich habe ich keine Ahnung, aber das ist auch ziemlich egal, wenn man bedenkt, dass ich mit der Saftkur hauptsächlich den ominösen Reset-Button drücken wollte. Und das Ziel ist erreicht – wie ich finde. Bereue ich den „Abbruch“ der Saftkur? Auf keinen Fall! Die Zeit mit meinen Freunden ist mir wichtiger als jedes Saftkur-Vorhaben. Und neapolitanische Pizza auch.

PS: Die versteckten Buchten von Mallorca haben wir tagsüber übrigens trotzdem besucht und ja, sie sind wunderschön. Der Ballermann? Der ist verstörend, aber hey, Malle ist nur einmal im Jahr.

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